Radtour mit Einkehr von Altperlach durch Haidhausen nach Riem

Junges Paar macht Pause nach Rad Tour
Gerade der „Volkssport“, der noch vor 20 Jahren als langweilig und spießig galt, ist heute absoluter Trend bei Jung und Alt: das Radfahren! Unsere kleinen Touren bereichern das Wochenende und sind ohne große Vorbereitungen locker auch mit dem alten Drahtesel zu meistern; Fotos: Christian Dechant, Silvia Hilmer, AdobeStock

Eine Tour der Gegensätze: Wir erleben dörfliche Idylle entlang des Hachinger Bachs in Unterbiberg und Altperlach und danach im Kontrast die Hochhäuser der ehemaligen Satellitenstadt Neuperlach. Wir fahren durch den weitläufigen Ostpark mit seinen großen Wiesen, dem schönen Biergarten und dem Michaelibad, ehe die Tour im Stadtteil Haidhausen mit seinen vielen sanierten Altbauten und dem eigenen Viktualienmarkt am Wiener Platz endet.

Stadtroute: Altperlach, Neuperlach und Haidhausen

Wir starten unsere Tour am U-/S-Bahnhof »Neuperlach Süd« und fahren die Carl-Wery-Straße stadtauswärts an den Fel­dern vorbei zum Ortsschild »Neubiberg «. Geradeaus kommt man zum Landschaftspark auf dem einstigen Flugplatz-Areal in Neubiberg. Wir biegen hier aber rechts ab in die Zwergerstraße, fahren immer am Gelände der Bundeswehr-Universität von Neubiberg entlang und dann auf dem Radweg durch eine Allee weiter geradeaus. Beim Restaurant »Il Paradiso« sind wir im historischen Ortskern von Neubiberg, im Ortsteil Unterbiberg, angekommen.

Unterbiberg
Der bayerisch-dörfliche Platz mit der barocken Kirche St. Georg mit Zwiebelturm und einem alten Friedhof liegt ganz idyllisch am Hachinger Bach zwischen Bauernhöfen. Nicht mehr nur in Bayern bekannt ist die ortsansässige »Unterbiberger Hofmusik«, eine Musikgruppe, die seit über einem Jahrzehnt echte Volksmusik mit hochkarätigem Jazz, türkischen Einspreng­seln und mehr mischt (unterbiberger.de). Gegenüber dem Platz folgen wir der Kanzlerstraße am Hachinger Bach, queren diesen auf einer kleinen Brücke und fahren auf der anderen Seite auf einem Kiesweg weiter entlang des Bachs, dem man hier seinen freien Lauf und sein natürlich bewachsenes Ufer ließ. Vor einer Gruppe Bäume folgen wir dem Weg nach rechts zur Unterbiberger Straße, fahren auf ihr weiter nach Norden, queren die Bahngleise und kommen so nach Perlach. Es geht geradewegs weiter auf der Sebastian-Bauer-Straße und wieder entlang des Hachinger Bachs durch Altperlach.

Spaghetti Bolognese


Einkehrtipp auf der Route:
Il Paradiso Neubiberg

Der Geheimtipp im idyllischen Unterbiberg direkt neben dem plätschernden Hachinger Bach und gegenüber der Filialkirche St. Georg. Im Il Paradiso wirkt die Welt tatsächlich wie ein Stückchen Eden. Besonders die wunderschöne Außenterrasse vor dem Teich bietet ein herrliches Rastplatzerl. Genießen Sie mediterrane Küche mit italienischem Schwerpunkt: viel Fisch, Fleisch sowie Pizza und Pasta.

Il Paradiso, Ramsmeierstraße 1, Neubiberg
Tel. (089) 6705953 ilparadiso-neubiberg.de

Durch Altperlach
Hier stehen schöne alte Bauernhöfe. Die angebrachten Schilder verweisen auf ihre Vergangenheit – einige sind aus dem 17. Jahrhundert. Perlach, erstmals im Jahr 790 urkundlich erwähnt, wurde 1930 in die heutige Landeshauptstadt München eingemeindet. Die älteste erhaltene protestantische Kirche Münchens, St. Paulus, befindet sich seit 1849 in der ­Sebastian-Bauer- Straße. Seit 1807, als die ersten Zuwanderer aus der Rheinpfalz nach Perlach kamen, wuchs die protestantische Gemeinde stetig. Im Mai 1846 wurde von König Ludwig I. von Bayern eine Kirchenkollekte im ganzen Reich genehmigt, die die Baukosten für eine Kirche finanzieren sollte. 

Pfanzelplatz in Altperlach
Dörfliche Idylle am Pfanzeltplatz in Altperlac

Wir erreichen den Pfanzeltplatz, das Zentrum Altperlachs, mit dem Geschichtsbrunnen. Der Brunnen zeigt Szenen aus dem dörflichen Leben sowie eine Beschreibung der Dorfgeschichte. Bis in die 1960er-Jahre herrschte hier ein sehr dörflicher Charakter, und die Flächen rund um das Dorf wurden landwirtschaftlich genutzt. Wir fah­ren rechts vom Bach entlang der kleinen Häuser bis zum Maibaum. Am leise fließenden Bach unter schattigen Bäumen und bei der katholischen Barockkirche St. Michael fühlt man sich heute noch wie auf einem bayerischen Dorfplatz. Der Sakralraum von St. Michael (erbaut 1728–1732) gilt aufgrund seiner Farbigkeit als einer der festlichsten und schönsten im Großraum München. Samstags ist hier Markttag.

Vor der Kirche zweigt der Lorenz-­Hagen-Weg ab. Dieser Fuß- und Radweg bringt uns über eine Brücke mitten hinein nach Neuperlach und zu einer Grünanlage. Wir befinden uns nun am grünen Theodor-Heuss-Platz im Gebiet der Großwohnsiedlungen von Neuperlach.

Neuperlach
München wuchs in den 1950er-Jahren rasant, und um die daraus resultierende Wohnungsnot in den Griff zu bekommen, beschloss der Münchner Stadtrat 1960, sogenannte Entlastungsstädte zu bauen. Die erste entstand ab 1967 auf den Perlacher Feldern und sollte Wohnraum für 80.000 Einwohner bieten; heute leben hier etwa 42.000 Einwohner. Die Hauptplanung oblag Egon Hartmann, der als 31-Jähriger die Stalinallee in Ostberlin entworfen hatte und drei Jahre später von der DDR in die Bundesrepublik geflohen war. Neuperlach ist heute die größte westdeutsche Satellitenstadt und das größte westdeutsche Siedlungsprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg. Neuperlach, das von Beginn an keine Schlafstadt sein, sondern eine Vielzahl von wohnortnahen Arbeitsmöglichkeiten bieten sollte, hat sich zum Verwaltungsstandort von Unternehmen vor allem aus den Bereichen des Versicherungswesens und der Hightech-Branche entwickelt. Wir fahren vor der Grünfläche am Jugendfreizeittreff links in die Jakob-Kaiser-Straße, überqueren den Adenauerring bei den Gebäuden der Generali-Versicherung, schieben hier ein paar Meter rechts und fahren dann links auf den Rad-/Fußweg. Anschließend queren wir auf der Brücke die Ständlerstraße. Dann biegen wir links in die Plettstraße ein, queren die Quidde­straße und fahren nach der Linkskurve beim Zebrastreifen rechts und zwischen den Häusern hindurch in den Ostpark.

Im Ostpark
Zusammen mit der Entlastungsstadt Neuperlach wurde vom Stadtrat der Bau der Erholungslandschaft Ostpark beschlossen. 1969 begann man mit den Arbeiten und konnte 1982 die Eröffnung des 60 Hektar großen Geländes feiern. Wir halten uns geradeaus zwischen den großen Wiesenflächen, die zum Spielen und Sonnenbaden einladen, fahren rechts am ­Ostparksee vorbei und erreichen den schönen »Michaeligarten«. Bei einer wohlverdienten Pause in dem schön gelegenen Biergarten und ­Restaurant genießt man den Blick auf die Fontänen. Fahren wir geradeaus weiter, erreichen wir die Heinrich-Wieland-Straße. Wer sich nach dem Biergarten links hält, kommt durch ­einen schön bepflanzten Bereich und kann einen Abstecher ins Michaelibad machen.

Ab hier können Sie auch unsere Alternativroute über den Riemer Park (weiter unten im Artikel) mit weiterem Biergarten, Café und Badegelegenheit auswählen.

Wir überqueren die Heinrich-Wieland- Straße, fahren nach links und dann die zweite Straße rechts in die Michaeliburgstraße. Wir folgen der Straße und dann dem Radweg bis zum Ende. Ein kurzes Stück genießen wir den weiten Blick über Felder und auf die Türme von St. Michael, dann queren wir die Straße, um gleich wieder dem Kiesweg geradeaus in die Grünanlage Echardinger Park zu folgen. Am Klostergarten uns rechts haltend, machen wir einen Abstecher zum Eingang von St. Michael.

St. Michael in Berg am Laim
Die römisch- katholische Pfarrkirche Sankt Michael in Berg am Laim ist einer der prachtvollsten und bedeutendsten Sakralbauten im heutigen Stadtgebiet von München. Sie ist dem heiligen Erzengel und Himmelsfürsten St. Michael geweiht und ein spätbarockes Meisterwerk des genialen Baumeis­ters Johann Michael Fischer. Zurück auf dem Kiesweg, fahren wir diesen weiter geradeaus bis zur Echardinger Straße und biegen dort rechts ab. An der Kleingartenanlage biegen wir links ab auf den Rad-/Fußweg und fahren dann auf der Altöttinger Straße geradeaus. Auf der Ulrichsberg-Straße werden wir am Mittleren Ring entlanggeleitet. An der großen Kreuzung queren wir den Mittleren Ring und fahren auf der viel befahrenen Berg-am-Laim-Straße an den 2005 fertiggestellten Bauten des 15-stöckigen Telekom- Centers mit den gläsernen Verbindungsstegen vorbei. Wir radeln unter den Bahngleisen nach Haidhausen hinein und in die Kirchenstraße.

Herbstlandschaft Ostpark München mit blühenden Rosen, Bänken
Durch den Ostpark führt uns diese abwechslungsreiche Radtour
Kirchstraße Haidhausen
Im weiteren Verlauf passieren wir die Kirchenstraße in Haidhausen
Wiener Platz
Zum Schluss erreichen wir unser Ziel am Wiener Platz

In Haidhausen
Im heutigen Szene-Viertel mit vielen trendigen Läden und Boutiquen und einem großen Gastronomieangebot lebt man gern in einem der sanierten Gründerzeithäuser mit hohen Decken, Stuck und Parkett. Durch das vielfältige Kulturangebot – vor allem im Kulturzentrum Gasteig – und die Nähe zur Isar und zum Zentrum zählt Haidhausen zu den beliebtesten Wohngebieten Münchens. Im Mittelalter ermöglichte der lehmhaltige Boden die Produktion von Ziegeln, die für zahlreiche Bauwerke in München, wie die Frauenkirche oder die Residenz, verwendet wurden. Wie auch die Au war Haidhausen ein Herbergsviertel für Handwerker, Kleingewerbetreibende, Arbeiter und Tage­löhner. Viele kleine Herbergshäuser, etwa am Hohlweg, An der Kreppe, am Wiener Platz oder am östlichen Ende der Preysingstraße, die in unseren Augen so gemütlich ausschauen, erinnern an die ärmlichen und beengten Lebens- und Arbeitsverhältnisse der damaligen Zeit. Wir passieren den Friedhof mit der alten Kirche St. Johann Baptist, fahren links auf die Straße Johannisplatz und an der imposanten Kirche St. Johann Baptist vorbei. Die nächste Straße fahren wir nach rechts in die Chorherrstraße und kommen so zum Wiener Platz.

Wiener Platz
Richtig dörflich mutet der Wiener Platz an – mit Maibaum, Brunnen, kleinen Häuschen, Marktständen und natürlich dem Hofbräukeller mit seinem großen Biergarten, der direkt an die Maximiliansanlagen an der Isar angrenzt. Von 1896 bis 1988 befand sich in dem ­Neorenaissance-Gebäude die ­Hofbräu-Brauerei, bis diese in den 1880er-Jahren nach München-Riem verlegt wurde. Wir beenden unsere Tour mit einem Snack an einem der Stände des Marktes, setzen uns ins Café oder in den schattigen Biergarten des Hofbräukellers.

Alternativroute über den Riemer Park

Vom Michaeligarten fahren wir innerhalb des Ostparks auf der Feichtstraße in südwestlicher Richung und halten uns im weiteren Verlauf links. Auf Höhe des Abenteuerspielplatzes „Maulwurfhausen“ verlassen wir den Park auf der Brücke über die Albert-Schweizer-Straße. Wir überqueren die Heinrich Wieland Straße und folgen dem Grüngürtel parallel zur Zehntfeldstraße. Nach Überquerung des Hugo-Lang-Bogens erreichen wir schon bald die Friedenspromenade. Linkerhand lädt nach ca. einem Kilometer der wunderschöne Franziskaner Garten zur nächsten kulinarischen Rast ein. Wir biegen am (neuen) Truderinger Gymnasium in die Markgrafenstraße ein, biegen alsbald links auf den Schrammingerweg und folgen diesem bis zu Tsingtauerstraße, die in der Von-Erckert-Staße mündet. Wir überqueren die Wasserburger Landstraße, fahren links (stadteinwärts) und freuen uns rechterhand auf einen gemütlichen Stopp zu Kaffee und Gebäck in Seidl’s Café. Wir fahren auf unserer Route, bis wir rechts die Bahnstaße erreichen. Dort nehmen wir Schwung für die Unterführung und biegen nach wenigen 100 Metern links in den Riemerpark ein und nehmen kurzerkhand Kurs auf das kühle Nass des schönen Sees.   

Bunte Sonnenschirme an einem Badesee in München
Nach einer schweißtreibenden Radtour erfrischt ein kühles Bad im Riemer See
Franziskaner Garten


Einkehrtipp auf der Route:
Franziskaner Garten

Sobald sich die Sonnenstrahlen ein wenig zeigen, ist der Franziskaner Garten ein beliebtes Ziel für Jung und Alt, Fahrradfahrer und Spaziergänger und für alle, die einfach mal dem Trubel des Stadtlebens entrinnen oder nach dem Feierabend den Tag gemütlich ausklingen lassen möchten. Unter urigen Kastanien, einer (auch vor Regen schützenden) Markise und Sonnenschirmen lässt sich die bayerische Gemütlichkeit besonders gut genießen.

Franziskaner Wirtshaus & Biergarten, Friedenspromenade 45
Tel. (089) 4300996 franziskanergarten.de

Buchtipp:

 

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